Hallo zusammen,
ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal
geschrieben habe. Nach dem Konzert und dem Basar ist es aber auch deutlich
ruhiger bei Mothers Unite geworden.
Letzte Wochen bei Mothers Unite
Da im November alle Schüler ihre Arbeiten und Klausuren
schreiben, haben wir in den letzen zwei Wochen nachmittags mit allen Kindern in
einem Raum gelernt. Interessant finde ich, dass einige Kinder auf Englisch und
andere auf Afrikaans unterrichtet werden. Afrikaans haben aber eher die Kinder
mir beigebracht, als dass ich in dem Fach den Kindern geholfen habe ;) Die
Kinder, die mit der Klausurenphase durch waren, haben Bücher aus der Mothers
Unite Bücherei (vor-)gelesen. Alle Bücher von Mothers Unite sind Spenden,
leider ist die Bücherei aufgrund des Dachschadens aber gerade für die Kinder
geschlossen.
Beim Lernen in der EFAR
Letzte Woche habe ich zum ersten Mal die ECD (Early Child
Development) Klasse am Morgen von 9 bis 12 Uhr übernommen. Vorher habe ich mir
den Unterricht schon einige Male angeguckt und so die vier 5- uns 6-jährigen
Kinder besser kennen gelernt.
Als ich die Klasse alleine übernommen habe, bin ich mit den
Kindern die Buchstaben des Alphabets spielerisch durchgegangen, danach sollten
sie die südafrikanische Flagge ausmalen und als letztes haben wir die
Jahreszeiten geübt. Der Unterricht verlief auch entspannter als ich mir vorher
vorgestellt habe. Es wurde jedoch chaotischer, als die Kinder die letzte halbe
Stunde mit Knete spielten.
Außerdem haben Hanno und ich vor zwei Wochen einen neuen
Auftrag bekommen: Wir sollten den neuen „Counseling Room“ kreativ bemalen. In
dem dafür genutzten Container können die Kinder mit Lee-Anne, einer
qualifizierten Beraterin, reden und so ihre Sorgen und Probleme loswerden.
Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Kinder sich dort wohl fühlen und der
Realität für ein paar Minuten entfliehen können.
Hanno und ich haben uns dann für „Mario Bros“ entschieden
und die Landschaft und die Charaktere auf die Wand gemalt. Wir haben viele
Stunden in das Projekt investiert, was sich auch gelohnt hat. Am Ende waren wir und auch die Mitarbeiter
von Mothers Unite sehr zufrieden mit dem Ergebnis. J
Hanno und ich beim Anmalen
Das Ergebnis :-)
Gegensätze in Kapstadt
Dieses Mal möchte ich auch etwas von meinen Erlebnissen
außerhalb Mothers Unite erzählen:
Letztes Wochenende haben Hanno und ich den Lions Head (ein
Berg neben dem Tafelberg)
erklommen! Die Hitze hat uns vor allem am Anfang ziemlich zu
schaffen gemacht. Jedoch hat sich die die Wanderung auf jeden Fall gelohnt, der
Ausblick war wunderschön.
Sehr krass finde ich persönlich jedoch den Kontrast zwischen
den Townships und den Touristengegenden. In Seawinds sieht man keine anderen
Weißen, sehr wenige der Bewohner sind schwarz, doch die große Mehrheit sind „Coloureds“:
So bezeichnet sich die Bevölkerungsgruppe in Südafrika mit einem gemischten
ethnischem Erbe. Uns wurde erzählt, dass Weiße früher nur nach Seawinds kamen,
um sich Drogen zu kaufen. In der Stadt und an der Waterfront sind jedoch sehr
viele Europäer und man trifft dort auch häufig andere Deutsche. In diesen
Gegenden ist es auch relativ sicher.
Im Gegensatz dazu ist in Seawinds, Lavender Hill, Capricorn und
anderen Townships „Gangsterism“ nämlich
leider immer noch sehr präsent. Unter den verschiedenen Gangs kommt es manchmal
zu Auseinandersetzungen, die so sehr eskalieren, dass schließlich zu den Waffen
gegriffen wird. Oft fangen die Fights damit an, dass eine Gang in das Gebiet
einer anderen vordringt und beispielsweise dort versucht, Drogen zu verkaufen.
Das bekomme ich auch selber mit. So habe ich schon einige
Male Schüsse von Mothers Unite oder meinem Zuhause aus gehört.
Die Ursache für diesen deutlichen Kontrast zwischen
Touristengegenden und Townships in Kapstadt liegt unter anderem in der
Geschichte Südafrikas: Von 1948 bis 1994 herrschte die Apartheids-Regierung in
Südafrika. Das Wort „Apartheid“ kommt aus dem Afrikaans und bedeutet Trennung. Es
bezeichnet die Jahrzehnte dauernde strikte Rassentrennung und systematische
Unterdrückung der nicht weißen Bevölkerungsmehrheit von rund 41 Millionen
Menschen durch 4 Millionen Weiße in Südafrika.
In Kapstadt wurde im Jahre 1966 die farbige Bevölkerung aus
dem Stadtzentrum (District 6) in die Townships zwangs-umgesiedelt, um so eine
rein weiße Gegend zu schaffen. Die Wohnbedingungen in den Townships waren meist
schlecht, weshalb damals die Kriminalitätsrate stark anstieg.
In den 80er Jahren geriet die Apartheids-Regierung unter
einen immer stärkeren Druck durch die nach Freiheit strebende schwarze
Bevölkerung, angeführt durch Nelson Mandela. 1994 resultierte dies schließlich
zum erfolgreichen Ende der Apartheid und Nelson Mandela wurde der erste
schwarze Ministerpräsident Südafrikas.
Trotzdem hat seither in den Townships keine nennenswerte
Vermischung stattgefunden und die Regierung ist auch nicht sonderlich bemüht,
die Wohnsituation in diesen Wohngegenden zu verbessern, oder die
Bandenkriminalität zu bekämpfen.
Die Bilder auf dieser Website zeigen realitätsgetreu, wie es beispielsweise in Lavender Hill aussieht: http://songstar.org/south_africa/lavender-hill01.html
Ab dem 7. Dezember bin ich dann unterwegs um die Ostküste
Südafrikas mit Freunden zu erkunden, auf die Reise bin ich schon sehr gespannt!
Der nächste Post wird dann wahrscheinlich zur Weihnachtszeit kommen. Die Zeit
vergeht wirklich wie im Flug…
Ganz liebe Grüße aus Kapstadt,
Lucy
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