Hallo zusammen,
Nun bin ich seit fast zwei Wochen in Kapstadt und möchte
euch gerne von meinem allerersten Tag in Kapstadt und meinen ersten Eindrücken aus
Südafrika erzählen.
Der erste Tag:
In Kapstadt angekommen bin ich am 21. August um 10 Uhr. Die
Reise begann in Bremen, von wo aus ich um 19 Uhr nach Frankfurt geflogen bin.
Der Abschied von meinen Freunden und meiner Familie war schon ziemlich
schwierig, da ich am Flughafen erst richtig realisiert habe, dass ich diese für
fast ein ganzes Jahr nicht wieder sehen werde. In Frankfurt habe ich mich dann
mit den anderen drei Kolping Freiwilligen getroffen, die auch nach Südafrika
gehen, um dort ihren Freiwilligendienst zu machen. Ich fand es super, dass ich
nicht ganz alleine am Flughafen und im Flugzeug war, da habe ich mich nicht so
einsam gefühlt. Zu viert sind wir dann etwa 12 Stunden bis nach Kapstadt
geflogen, zum Glück über Nacht. Der Ausblick auf die Landschaft von Kapstadt in tausend Kilometer Höhe
war beeindruckend. Zuerst hat man auf viele Felder, kleine Dörfer und Berge
geblickt. Als wir uns dann aber Kapstadt näherten, verschwanden die Dörfer und
Felder und wurden durch große, eng besiedelte Wohnviertel, Straßen und schließlich
Hochhäuser ersetzt. Nur die Berge sind noch geblieben, wie beispielsweise der
berühmte Tafelberg.
In Kapstadt angekommen, wurden wir, mein Mitfreiwilliger
Hanno und ich, gleich herzlich von der Leiterin von „Mothers Unite“ Carol
Jacobs begrüßt und in den Arm genommen..
Die Fahrt danach zu dem Projekt und unseren Gastfamilien
gestaltete sich schon zu unserem ersten Abenteuer in Kapstadt: Da wir mit einem
zweisitzigem „Bakkie“ (=Pick-up) abgeholt wurden, mussten Hanno und ich uns hinten auf die (geschlossene) Ladefäche setzen. Von dort aus
konnten wir gut die Umgebung und das Geschehen draußen beobachten. Dabei fiel
mir auf, dass sich während der Fahrt die Umgebung immer wieder änderte: von wohlhabenden
zu ärmeren Gegenden und andersrum.
Woran ich mich immer noch gewöhnen muss, ist der
Linksverkehr. Ein, zwei Mal wollte ich schon bis jetzt aus Versehen bei der
Fahrerseite einsteigen oder habe während
der Fahrt einen kleinen Schock bekommen, bevor ich realisiert habe, dass alle
richtig fahren.
Schließlich sind wir dann von der Hauptstrasse abgefahren
und in der nächsten Minute befanden wir uns in Seawinds, den Ort, an dem ich
für ein Jahr leben werde. Die Häuser dort sind kleiner und vor den meisten Häusern
befindet sich eine Mauer, in die ein Tor eingebaut ist. Zwischen den Häusern
sah man ab und zu auch Wohnungen, die aus Blechplatten zusammengebaut wurden. Auffallend
ist auch, dass an vielen Stellen Müll liegt und dass mehr Leute am Straßenrand laufen, stehen und sich
unterhalten als in meiner Heimatstadt.
Dann kamen wir endlich bei Mothers Unite an, dem Projekt, wo
ich im nächsten Jahr arbeiten werde. Auch von den Mitarbeitern wurden wir
herzlich mit Umarmungen begrüßt. Da wir so kaputt waren, wurden wir danach zu
unseren Gastfamilien gefahren. Ich wohne bei einer netten Seniorin, bei der
auch gerade eine weitere Südafrikanerin wohnt.
Ausblick aus dem Garten meiner Gastmutter Ma Pinn
Die ersten Eindrücke:
…waren schon sehr überwältigend. Ich will euch gerne von den
Eindrücken berichten, die mir bis jetzt besonders aufgefallen sind und von den
Erlebnissen, die mir in Gedanken geblieben sind.
Die Mitarbeiter bei Mothers Unite und auch meine Gastmutter
unterhalten sich sehr laut mit anderen und auch gerne gleichzeitig. Deshalb
muss man selber laut sprechen um gehört zu werden. Auch wirken die Leute
weniger distanziert als in Deutschland: So werden wir zur Begrüßung und zum Abschied
meist umarmt, auch von Leuten, die wir erst zum ersten Mal tr
effen.
Auch die Reaktion darauf, dass ich Vegetarierin bin, hab ich
so noch nicht erlebt. Die Mitarbeiter von Mothers Unite wirkten eher enttäuscht
und haben sogar noch mal gefragt: „But do you eat chicken?“. Denn Hähnchen ist
besonders beliebt und wird aus Tradition der „Coloureds“ immer sonntags
gegessen.
Außerdem habe ich hier nicht die gleiche Bewegungsfreiheit
wie in Achim. Ich soll immer mit einem „Local“ laufen. Deshalb werde ich morgens
auch von einer Mitarbeiterin abgeholt und nach der Arbeit laufe ich wieder mit einer
Mitarbeiterin zu Ma Pinn zurück, auch wenn der Fußweg nur 2 Minuten beträgt.
Bei längeren Distanzen nehme ich meist ein Uber.(Uber würde ich auch
weiterempfehlen. Die Fahrer sind meistens sehr nett und die Preise für die
Fahrten günstiger als mit einem Taxi.) Um etwa 22 Uhr soll ich wieder zu Hause
bei meiner Gastmutter sein.
Religionen spielen hier in Seawinds eine sehr wichtige Rolle.
Vor dem Essen wird gebetet, immer wieder sieht man Bilder von Jesus an den
Wänden, beispielsweise in meinem Zimmer und im Nähraum von Mothers Unite und
auch an meinem Geburtstag wurde mir gesagt: „God bless you“. Vor allem die
Worte von meiner Projektleiterin fand ich sehr aufmunternd: „You are here because
God wants it like that“. Sie ist der Ansicht, dass das eigene Schicksal von
Gott vorherbestimmt ist und das alles aus einem bestimmten Grund geschieht.
Dabei leben die verschiedenen Religionen friedlich
nebeneinander. Die Mehrheit der Bewohner von Seawinds sind Christen, wobei es
noch weitere Unterteilungen gibt, doch leben hier auch einige Muslime. So hört
man von mir zu Hause fünf Mal am Tag den Muezzin durch einen Lautsprecher
beten, auch ganz früh morgens zwischen 5 und 7 Uhr.
Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Leute so religiös
sind, weil sie auf der einen Seite so erzogen wurden, aber auch, weil die
Lebenssituation für einige hier schwierig ist. Viele Mütter ziehen ihre Kinder
alleine auf und Drogen, Diebstahl und Gewalt sind Probleme in dieser Gegend.
Ich denke, der Glaube an Gott gibt den Leuten Kraft.
Die meisten Südafrikaner, die ich bis jetzt getroffen habe,
sprechen neben Englisch auch Afrikaans. Afrikaans entspringt dem
Niederländischen, weshalb einige Wörter sich den deutschen ähneln. Trotzdem ist
es schwierig für mich, Afrikaans zu verstehen, auch weil die Leute, z.B. die
Mitarbeiter bei Mothers Unite, sehr schnell miteinander reden. Mit uns sprechen
aber alle Englisch. Dabei haben sich einige Wörter aus dem Afrikaans mit ins
Englische gemischt, wie beispielsweise „lekker“. Das Wort steht für „schön“,
„toll“ oder eben „lecker“ und kann in jedem Zusammenhang genannt werden („The
weather is lekker.“). Auch „aseblief“ hört man öfters, was übersetzt „bitte“
bedeutet und anstatt von „please“ benutzt wird.
Im nächsten Post möchte ich euch gerne mehr über die Arbeit
bei Mothers Unite erzählen. Ich hoffe, ihr seid auch da wieder dabei ;)
Bis dann
Lucy