Sonntag, 9. Februar 2020

Zwischenseminar


Hey zusammen,

 

Vom 28.1. bis 2.2. hatte ich mein Zwischenseminar in der Nähe von Pietermaritzburg (Nähe Durban) im Cumberland Nature Reserve. Das hieß, wir waren wieder unterwegs, und zwar 24h mit dem InterCape Bus.

Zum Seminar kamen insgesamt 24 Freiwillige aus verschiedenen Teilen Südafrikas, aber auch aus Lesotho und Botsuana (Nachbarsländer von Südafrika). So war für mich das Seminar eine Möglichkeit, mich mit anderen Freiwilligen über Erfahrungen auszutauschen. Dabei habe ich gemerkt, dass wir viel Ähnliches erlebt haben, beispielsweise die Sammeltaxis und die südafrikanische Musik. Auf der anderen Seite habe ich viel Neues gelernt, z.B. dass in den meisten Teilen Südafrikas „Pap“ (Maisbrei) gegessen wird und dass viele der Freiwilligen Gewalt gegenüber Kindern in ihrem Projekt. erleben. Deshalb gab es auch speziell zu diesem Thema eine Einheit auf dem Seminar.


Unser Zeitplan

 

Das waren meine Highlights des Seminars:

 

  1. Venice und Musigh… sind zwei Südafrikaner, die bereits ihren einjährigen Freiwilligendienst über das Süd-Nord-Süd Programm in Deutschland absolviert haben. Venice wohnt in Pretoria (Nähe Joburg) und ist im sozialen Bereich tätig, und Musigh lebt in Kapstadt und ist Therapeut. Es war spannend zu hören, wie sie Deutschland erlebt haben. Beispielsweise fanden sie es schwierig neue Freunde kennen zu lernen und fanden den Winter und das Wetter zum Teil deprimierend. Gleichzeitig waren sie völlig begeistert von der Bahn und von den Weihnachtsmärkten. Beide haben Einheiten zu verschiedenen Themen vorbereitet: Venice zu Gender Roles und Sicherheit, Musigh zu Youth Aspects und Gewalt gegenüber Kindern. Vor allem Musigh war es auch wichtig, dass wir die Hintergründe von Gewalt und Armut in Südafrika verstehen. Für mich waren beide sehr beeindruckende Persönlichkeiten und ich habe ich viele neue Einblicke und Überlegungen mitnehmen können.

  1. Podcast: Wir sollten uns an einem Nachmittag in 3er bis 5er Gruppen zusammenfinden und uns mit einem Thema aus unserem Freiwilligendienst beschäftigen. Amelie, Emma und ich haben das Thema „Gender Roles“ behandelt. Zuerst haben wir uns Fragen überlegt, danach haben wir beschlossen, dass wir Venice, Musigh und mich befragen wollen. Das Interview war sehr interessant, auch weil sich Venice und Musigh schon vorher mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Am Ende wurden alle Podcasts („Du fehlst mir“, „Gender Matters“, „Persönliche Erfahrung“, „Die Kapkartoffeln“, „Süd-Nord-Süd“, „Wer hat Ahnung?“ und „It’s getting hot in here“) im Internet veröffentlicht. Hier seht ihr die Endergebnisse:


 

  1. Location: Das Nature Reserve war wirklich beeindruckend. Schon beim Einfahren kamen uns einige Impalas entgegen gesprungen uns wir haben Zebras am Wegrand gesehen. Und vom Pool, der direkt bei unsere Unterkunft lag, konnte man manchmal Giraffen in der Ferne betrachten. Es war wirklich schön, für eine Woche im Grünen leben zu können, da es hier in Seawinds recht wenige Pflanzen gibt. Einmal gab es als Überraschung sogar eine Safari Tour, bei der wir Giraffen aus der Nähe sahen. Am gleichen Tag ging es noch auf eine Wanderung, die zu einem Wasserfall führte.



  1. Future Lab: Bei dieser Einheit sollten wir überlegen, was wir in unserem Projekt und/ oder unserer Freizeit im nächsten halben Jahr verändern wollen. Ich möchte gerne ein eigenes Projekt bei Mothers Unite starten. Meine Ideen habe ich anderen Freiwilligen vorgestellt und diese haben mir dann Tipps geben, konnten konstruktive Kritik äußern und mich ermutigen. Diese Einheit hat mich motiviert, meinen „Change“ wirklich umzusetzen.

 

Der Rückweg an sich war auch sehr ereignisreich: Zuerst sind wir zu acht mit Gepäck zusammengekuschelt nach PMB gefahren. Von dort haben sieben von uns ein Sammeltaxi nach Durban genommen. In Durban haben sich wieder drei von uns verabschiedet und wir vier Kapstädter sind dann mit dem Uber zum Flughafen.
Das letzte Highlight kam dann auf unserem Rückflug nach Kapstadt:



 

Viele Grüße aus Seawinds,

Eure Lucy

 

Montag, 3. Februar 2020

Kamieskroon - Das Leben im Namaqualand


Hey Leute,
Schön, dass ihr wieder dabei seid :)

Schon seit längerer Zeit hatten mein Mitfreiwilliger und ich vor, Emma und Amelie im Namaqualand zu besuchen. Die beiden sind auch Freiwillige, die mit der Entsendeorganisation Kolping JGD nach Südafrika gegangen sind. Jedoch wohnen sie von Kapstadt etwa 5 Stunden mit dem Auto entfernt, und zwar im Nordwesten Südafrikas im Dorf Kamieskroon.



Schließlich haben sich unsere Pläne verfestigt und wir haben uns am Sonntag, den 5.1.2020, in einem Sammeltaxi auf den Weg gemacht. (Jaa ich weiß, mein Post kommt etwas spät.) Ein Sammeltaxi hat zwar die Nachteile, dass es nicht so komfortabel und sicher ist (keine richtigen Sicherheitsgurte und schnelles Fahrtempo) wie ein Fernreisebus und die ganze Zeit laute Musik läuft, dafür ist es aber sehr viel günstiger und es sammelt einen von zuhause ein und bringt einen zu der Adresse, zu der man hin möchte.
Taxi von außen


Taxi von innen

Ich möchte euch gerne von meinen Eindrücken aus Kamieskroon berichten. Vieles unterscheidet sich auffallend von Kapstadt und dem Township Seawinds.


  1. So ist die Umgebung bei Kamieskroon sehr trocken. Die Landschaft besteht aus steinigen „roten“ Hügeln und auf dem einstündigen Weg nach Springbok, die größte Stadt in der Nähe mit etwa 20.000 Einwohnern, sieht man kaum Leute, Dörfer oder Häuser.

  2. Die Häuser im Dorf sind größer als die in dem Township Seawinds und der Abstand von einem  zum nächsten ist recht groß. Auch hier sieht man nur selten Menschen auf den Straßen, was wahrscheinlich an der Hitze liegt. Wir vier sind während des Tages zum größten Teil im Haus geblieben. Dadurch ist es sehr ruhig, vor allem im Gegensatz zu Seawinds.
  3. Es gibt kein fließendes Wasser. Wir haben am ersten Tag Wasser aus Springbok geholt, später
     haben wir die 25L Tanks bei einem Bewohner des Dorfes aufgefüllt, bei dem wir auch duschen
     durften. Wir haben höchstens 15L pro Tag verbraucht (inklusive Wasser zum Trinken). Was mich überrascht hat, ist, dass man für eine Spülung 4 bis 8 Wasser verbraucht, weshalb wir dies nur 2 bis 3 Mal am Tag machten.
  4. Das Dorfleben finde ich gleichzeitig schön und friedlich. Die Leute sind sehr nett und ich denke, dass Emma und Amelie zu diesen eine engere Beziehung aufbauen, als ich zu meinen Nachbarn in Seawinds.
  5. Durch die Apartheid in Südafrika musste die farbige Bevölkerung von Kamieskroon auf die andere Seite des „Berges“ umziehen. Diese Gegend wird heute von den Einheimischen Township genannt. Als wir einmal zum Fußballspielen dorthin gingen, habe ich auf der Seite keinen einzigen Weißen gesehen. Also gab es hier wie in Kapstadt noch keine nennenswerte Durchmischung. Auch in Springbok mussten die dunkelhäutigen Kinder während der Apartheid auf eine Schule außerhalb der Stadt gehen, so erzählte uns Father Willam, Pfarrer der katholischen Kirche Kamieskroons.
  6. In Springbok haben wir überraschenderweise vor allem Touristen gesehen, von denen die meisten auf der Durchreise nach Namibia einen Zwischenstopp einlegten. Im Frühling kommen auch viele Leute ins Namaqualand, da zu dieser Jahreszeit überall die Blumen uns Pflanzen blühen. Da verwandelt sich die trockene Wüste in ein Blumenparadies.
  7. Die Kommunikation mit den Einheimischen, vor allem mit den Kindern, ist hier viel schwieriger als in Seawinds. Denn hier ist die Muttersprache immer Afrikaans und sie können meist nur wenig Englisch sprechen.
  8. Hier ist es komischerweise kein Problem Shorts oder Tops zu tragen. Wenn man jedoch in Seawinds knappe Kleidung trägt, wird man von allen Seiten angeguckt und bekommt einige Kommentare zu hören (ich spreche aus Erfahrung). Hier trägt man Shorts und ähnliches nur am Strand.
  9. In Kamieskroon kommt es regelmäßig zum Load Shedding. Etwa ein Mal am Tag hatten wir für zwei Stunden keinen Strom. Dann hatte ich auch mit meinem Netzanbieter vodacom kein Netz mehr.

Einige Bewohner von Kamieskroon beschweren sich, dass sich die südafrikanische Regierung nicht genug für sie einsetzt und so z.B. das Problem mit der Wasserknappheit nicht behebt. Sie fühlen sich zurückgelassen und bezeichnen sich selber als „forgotten people“.

Ich bin froh, diese Seite Südafrikas kennen gelernt zu haben, und war gleichzeitig erleichtert, als ich in Seawinds zuhause wieder fließendes Wasser hatte. Für mich ist es unvorstellbar, ein Jahr lang ohne eigenes fließendes Wasser zu leben und deshalb habe ich großen Respekt an Emma und Amelie.

In meinem nächsten Post werde ich von meinem Zwischenseminar in Pietermaritzburg (Pmb) berichten, von dem ich letzten Sonntag wiedergekommen bin.

Bis dann,

Eure Lucy J

Abbruch meines Freiwilligendienstes wegen COVID-19

Hallo Leute, Ich kann es selber kaum glauben, aber diesen Post schreibe ich wieder aus Achim. Denn seit Sonntag den 22. März bin ich wi...