Mittwoch, 25. März 2020

Abbruch meines Freiwilligendienstes wegen COVID-19

Hallo Leute,

Ich kann es selber kaum glauben, aber diesen Post schreibe ich wieder aus Achim. Denn seit Sonntag den 22. März bin ich wieder zurück in Deutschland. Wie es dazu kam? „Corona“ wäre die knappe Antwort, doch ich möchte euch berichten, wie genau es zu meiner frühzeitigen Rückkehr kam:

Alles fing vor etwa zwei Wochen an. Da wurde das Thema Corona Virus immer bekannter in Südafrika. Jedoch hatte da noch niemand damit gerechnet, dass das Virus schwerwiegende Folgen haben wird, es wurde mehr über die „Hysterie“ in anderen Ländern gescherzt und das Virus wurde nicht ernst genommen. Ich muss zugeben, dass ich das Virus anfangs auch unterschätzt habe. 

Am 14. März kamen meine Eltern für einen Besuch in Kapstadt an. Sie wollten gerne die Umgebung kennenlernen, in der ich zu der Zeit schon für 7 Monate lebte. Bei der Einreise wurde nur die Temperatur gemessen, es gab (noch) keine großen Vorsichtsmaßnahmen. Doch von einem Tag zum anderen veränderte sich die Einstellung der südafrikanischen Einwohner zu Corona komplett.

Am Sonntag hielt der Präsident Ramaphosa eine Rede an die Nation und verkündete Maßnahmen, die zur Aufhaltung der Ausbreitung des Virus eingeleitet werden sollen: 

  1. Einreiseverbot für ausländische Bürger aus „High Risk“ Ländern (dazu zählt auch Deutschland),
  2. Südafrikanischen Bürgern wird geraten, nicht durch oder zu High Risk Ländern zu reisen,
  3. Alle, die in letzter Zeit in Südafrika aus High Risk Ländern ankamen, müssen auf das Virus getestet werden,
  4. Schulen sind ab dem 18. März geschlossen,
  5. Versammlungen von mehr als 100 Leute sind verboten,
  6. Hygiene-Kontrolle in Betrieben muss verschärft werden und
  7. Selber auf mehr Hygiene achten: Hände waschen, Gruß mit Ellbogen, … 

Mit so drastischen Vorgehensweisen hat kaum jemand gerechnet. Nach dieser Rede folgte ein Ereignis dem nächsten: Die Eltern meines Mitfreiwilligen Hanno und einer anderen Freundin konnten nicht mehr einreisen, diese wollten Ende März kommen. Auch bei Mothers Unite wurde am folgenden Tag diskutiert, was nun mit dem After Care Center geschehen soll. Am Ende kamen wir zu dem Schluss, dass es am besten ist, dieses für die Kinder zu schließen. Doch die Mitarbeiter sollten weiterhin kommen, um unter anderem das Center aufzuräumen. 

Meine Eltern haben sich währenddessen weiterhin informiert und herausgefunden, dass man sich nur testen lassen soll, wenn man Corona typische Symptome aufweist wie Husten oder Fieber. Danach kümmerten sie sich darum, ihren Flug umzubuchen.

Von anderen Freiwilligen erfuhr ich am selben Tag, dass deren Arbeitsstellen (oft Kindergärten, Schulen oder After Care Centers) geschlossen wurden, und viele zuhause bleiben. Als eine Freiwillige erzählte, dass sie von ihrer Organisation nun zurückgeholt wird, war ich geschockt und dachte, es handle sich um eine Ausnahme. 

Jedoch veröffentlichte das BMZ (Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) am nächsten Tag ein Dokument, in dem sie die Entsendeorganisationen äußerst dazu raten, alle Freiwilligen zurückzuholen. Immer mehr Freiwillige schrieben, dass ihre Organisationen nun Flüge zurückgebucht hätten. Doch Kolping (meine Organisation) hat diese Maßnahmen nicht direkt eingeleitet, sondern nachgehakt, ob Ausnahmeregelungen möglich wären. So saßen Hanno und ich noch im Ungewissen.

Dienstagabend haben wir dann endlich eine E-Mail erhalten, in der es leider hieß, dass alle Kolping-Freiwilligen zurückgeholt werden müssen. Plötzlich wurden meine vorher 5 Monate Aufenthalt auf nur noch einige Tage verkürzt. Und gerade zu dieser Zeit habe ich mich wirklich wohl in der „neuen“ Umgebung gefühlt und habe angefangen, Seawinds als mein zweites zuhause zu sehen. Auch auf der Arbeit lief es gut: Ich durfte öfters die ECD Klasse am morgen unterrichten, habe mit Aunty Shireen die Arts & Craft Klasse übernommen, bei der wir vor allem Klopapierrollen und Plastikflaschen recycelt haben, und ich habe mit dem Anbau eines eigenen Mothers Unite Gemüsegartens gestartet. 
Jetzt mussten wir uns auf einmal von allen Kindern verabschieden, und konnten gleichzeitig immer noch nicht realisieren, dass es bei den meisten wahrscheinlich ein Abschied für immer sein wird.

Ein letztes Foto 

Doch damit endete die Reihe der überraschenden Ereignisse nicht: Am Donnerstag den 19. März fand ein Meeting statt: Der Kollege der Tochter einer Mitarbeiterin wurde positiv auf Corona getestet, weshalb alle Mitarbeiter nach Hause geschickt wurden. Am selben Abend erhielten Hanno und ich die E-Mail von Kolping mit den Flugtickets, und zwar für Samstag, den 21. März. Mit so einer kurzfristigen Rückreise haben wir beide nicht gerechnet. Wir hatten also nur noch einen Tag, um unsere Koffer zu packen und um uns von den Mitarbeitern von Mothers Unite und unseren Gastfamilien zu verabschieden. Leider hatten wir keine Zeit, um von Freunden Abschied zu nehmen.  

Und dann ging es Samstagmorgen los zum Flughafen, von wo wir erst nach Dubai und dann nach Amsterdam flogen. Von dort aus fuhr ich mit dem Zug nach Achim. Jetzt bin ich wieder zuhause, und kann aufgrund der Ausgangsbeschränkungen doch noch  keine Freunde oder Bekannte treffen.

Ich versuche, all die Ereignisse der letzten Wochen zu verarbeiten, während meine Eltern immer noch in Kapstadt sind (der erste Flug wurde storniert) und Präsident Ramaphosa erst gestern am 24. März ankündigte, dass es ab Freitag auch in Südafrika einen Lockdown geben wird. 

Die Welt steht kopf…


Sonntag, 9. Februar 2020

Zwischenseminar


Hey zusammen,

 

Vom 28.1. bis 2.2. hatte ich mein Zwischenseminar in der Nähe von Pietermaritzburg (Nähe Durban) im Cumberland Nature Reserve. Das hieß, wir waren wieder unterwegs, und zwar 24h mit dem InterCape Bus.

Zum Seminar kamen insgesamt 24 Freiwillige aus verschiedenen Teilen Südafrikas, aber auch aus Lesotho und Botsuana (Nachbarsländer von Südafrika). So war für mich das Seminar eine Möglichkeit, mich mit anderen Freiwilligen über Erfahrungen auszutauschen. Dabei habe ich gemerkt, dass wir viel Ähnliches erlebt haben, beispielsweise die Sammeltaxis und die südafrikanische Musik. Auf der anderen Seite habe ich viel Neues gelernt, z.B. dass in den meisten Teilen Südafrikas „Pap“ (Maisbrei) gegessen wird und dass viele der Freiwilligen Gewalt gegenüber Kindern in ihrem Projekt. erleben. Deshalb gab es auch speziell zu diesem Thema eine Einheit auf dem Seminar.


Unser Zeitplan

 

Das waren meine Highlights des Seminars:

 

  1. Venice und Musigh… sind zwei Südafrikaner, die bereits ihren einjährigen Freiwilligendienst über das Süd-Nord-Süd Programm in Deutschland absolviert haben. Venice wohnt in Pretoria (Nähe Joburg) und ist im sozialen Bereich tätig, und Musigh lebt in Kapstadt und ist Therapeut. Es war spannend zu hören, wie sie Deutschland erlebt haben. Beispielsweise fanden sie es schwierig neue Freunde kennen zu lernen und fanden den Winter und das Wetter zum Teil deprimierend. Gleichzeitig waren sie völlig begeistert von der Bahn und von den Weihnachtsmärkten. Beide haben Einheiten zu verschiedenen Themen vorbereitet: Venice zu Gender Roles und Sicherheit, Musigh zu Youth Aspects und Gewalt gegenüber Kindern. Vor allem Musigh war es auch wichtig, dass wir die Hintergründe von Gewalt und Armut in Südafrika verstehen. Für mich waren beide sehr beeindruckende Persönlichkeiten und ich habe ich viele neue Einblicke und Überlegungen mitnehmen können.

  1. Podcast: Wir sollten uns an einem Nachmittag in 3er bis 5er Gruppen zusammenfinden und uns mit einem Thema aus unserem Freiwilligendienst beschäftigen. Amelie, Emma und ich haben das Thema „Gender Roles“ behandelt. Zuerst haben wir uns Fragen überlegt, danach haben wir beschlossen, dass wir Venice, Musigh und mich befragen wollen. Das Interview war sehr interessant, auch weil sich Venice und Musigh schon vorher mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Am Ende wurden alle Podcasts („Du fehlst mir“, „Gender Matters“, „Persönliche Erfahrung“, „Die Kapkartoffeln“, „Süd-Nord-Süd“, „Wer hat Ahnung?“ und „It’s getting hot in here“) im Internet veröffentlicht. Hier seht ihr die Endergebnisse:


 

  1. Location: Das Nature Reserve war wirklich beeindruckend. Schon beim Einfahren kamen uns einige Impalas entgegen gesprungen uns wir haben Zebras am Wegrand gesehen. Und vom Pool, der direkt bei unsere Unterkunft lag, konnte man manchmal Giraffen in der Ferne betrachten. Es war wirklich schön, für eine Woche im Grünen leben zu können, da es hier in Seawinds recht wenige Pflanzen gibt. Einmal gab es als Überraschung sogar eine Safari Tour, bei der wir Giraffen aus der Nähe sahen. Am gleichen Tag ging es noch auf eine Wanderung, die zu einem Wasserfall führte.



  1. Future Lab: Bei dieser Einheit sollten wir überlegen, was wir in unserem Projekt und/ oder unserer Freizeit im nächsten halben Jahr verändern wollen. Ich möchte gerne ein eigenes Projekt bei Mothers Unite starten. Meine Ideen habe ich anderen Freiwilligen vorgestellt und diese haben mir dann Tipps geben, konnten konstruktive Kritik äußern und mich ermutigen. Diese Einheit hat mich motiviert, meinen „Change“ wirklich umzusetzen.

 

Der Rückweg an sich war auch sehr ereignisreich: Zuerst sind wir zu acht mit Gepäck zusammengekuschelt nach PMB gefahren. Von dort haben sieben von uns ein Sammeltaxi nach Durban genommen. In Durban haben sich wieder drei von uns verabschiedet und wir vier Kapstädter sind dann mit dem Uber zum Flughafen.
Das letzte Highlight kam dann auf unserem Rückflug nach Kapstadt:



 

Viele Grüße aus Seawinds,

Eure Lucy

 

Montag, 3. Februar 2020

Kamieskroon - Das Leben im Namaqualand


Hey Leute,
Schön, dass ihr wieder dabei seid :)

Schon seit längerer Zeit hatten mein Mitfreiwilliger und ich vor, Emma und Amelie im Namaqualand zu besuchen. Die beiden sind auch Freiwillige, die mit der Entsendeorganisation Kolping JGD nach Südafrika gegangen sind. Jedoch wohnen sie von Kapstadt etwa 5 Stunden mit dem Auto entfernt, und zwar im Nordwesten Südafrikas im Dorf Kamieskroon.



Schließlich haben sich unsere Pläne verfestigt und wir haben uns am Sonntag, den 5.1.2020, in einem Sammeltaxi auf den Weg gemacht. (Jaa ich weiß, mein Post kommt etwas spät.) Ein Sammeltaxi hat zwar die Nachteile, dass es nicht so komfortabel und sicher ist (keine richtigen Sicherheitsgurte und schnelles Fahrtempo) wie ein Fernreisebus und die ganze Zeit laute Musik läuft, dafür ist es aber sehr viel günstiger und es sammelt einen von zuhause ein und bringt einen zu der Adresse, zu der man hin möchte.
Taxi von außen


Taxi von innen

Ich möchte euch gerne von meinen Eindrücken aus Kamieskroon berichten. Vieles unterscheidet sich auffallend von Kapstadt und dem Township Seawinds.


  1. So ist die Umgebung bei Kamieskroon sehr trocken. Die Landschaft besteht aus steinigen „roten“ Hügeln und auf dem einstündigen Weg nach Springbok, die größte Stadt in der Nähe mit etwa 20.000 Einwohnern, sieht man kaum Leute, Dörfer oder Häuser.

  2. Die Häuser im Dorf sind größer als die in dem Township Seawinds und der Abstand von einem  zum nächsten ist recht groß. Auch hier sieht man nur selten Menschen auf den Straßen, was wahrscheinlich an der Hitze liegt. Wir vier sind während des Tages zum größten Teil im Haus geblieben. Dadurch ist es sehr ruhig, vor allem im Gegensatz zu Seawinds.
  3. Es gibt kein fließendes Wasser. Wir haben am ersten Tag Wasser aus Springbok geholt, später
     haben wir die 25L Tanks bei einem Bewohner des Dorfes aufgefüllt, bei dem wir auch duschen
     durften. Wir haben höchstens 15L pro Tag verbraucht (inklusive Wasser zum Trinken). Was mich überrascht hat, ist, dass man für eine Spülung 4 bis 8 Wasser verbraucht, weshalb wir dies nur 2 bis 3 Mal am Tag machten.
  4. Das Dorfleben finde ich gleichzeitig schön und friedlich. Die Leute sind sehr nett und ich denke, dass Emma und Amelie zu diesen eine engere Beziehung aufbauen, als ich zu meinen Nachbarn in Seawinds.
  5. Durch die Apartheid in Südafrika musste die farbige Bevölkerung von Kamieskroon auf die andere Seite des „Berges“ umziehen. Diese Gegend wird heute von den Einheimischen Township genannt. Als wir einmal zum Fußballspielen dorthin gingen, habe ich auf der Seite keinen einzigen Weißen gesehen. Also gab es hier wie in Kapstadt noch keine nennenswerte Durchmischung. Auch in Springbok mussten die dunkelhäutigen Kinder während der Apartheid auf eine Schule außerhalb der Stadt gehen, so erzählte uns Father Willam, Pfarrer der katholischen Kirche Kamieskroons.
  6. In Springbok haben wir überraschenderweise vor allem Touristen gesehen, von denen die meisten auf der Durchreise nach Namibia einen Zwischenstopp einlegten. Im Frühling kommen auch viele Leute ins Namaqualand, da zu dieser Jahreszeit überall die Blumen uns Pflanzen blühen. Da verwandelt sich die trockene Wüste in ein Blumenparadies.
  7. Die Kommunikation mit den Einheimischen, vor allem mit den Kindern, ist hier viel schwieriger als in Seawinds. Denn hier ist die Muttersprache immer Afrikaans und sie können meist nur wenig Englisch sprechen.
  8. Hier ist es komischerweise kein Problem Shorts oder Tops zu tragen. Wenn man jedoch in Seawinds knappe Kleidung trägt, wird man von allen Seiten angeguckt und bekommt einige Kommentare zu hören (ich spreche aus Erfahrung). Hier trägt man Shorts und ähnliches nur am Strand.
  9. In Kamieskroon kommt es regelmäßig zum Load Shedding. Etwa ein Mal am Tag hatten wir für zwei Stunden keinen Strom. Dann hatte ich auch mit meinem Netzanbieter vodacom kein Netz mehr.

Einige Bewohner von Kamieskroon beschweren sich, dass sich die südafrikanische Regierung nicht genug für sie einsetzt und so z.B. das Problem mit der Wasserknappheit nicht behebt. Sie fühlen sich zurückgelassen und bezeichnen sich selber als „forgotten people“.

Ich bin froh, diese Seite Südafrikas kennen gelernt zu haben, und war gleichzeitig erleichtert, als ich in Seawinds zuhause wieder fließendes Wasser hatte. Für mich ist es unvorstellbar, ein Jahr lang ohne eigenes fließendes Wasser zu leben und deshalb habe ich großen Respekt an Emma und Amelie.

In meinem nächsten Post werde ich von meinem Zwischenseminar in Pietermaritzburg (Pmb) berichten, von dem ich letzten Sonntag wiedergekommen bin.

Bis dann,

Eure Lucy J

Samstag, 4. Januar 2020

Road-Trip durch Südafrika

Hallo zusammen,

Da hier in Südafrika gerade Sommerferien sind, haben wir auch von Mothers Unite lange frei bekommen. Vom 7. bis 22. Dezember waren wir sechs Mädchen und Hanno auf unserem Roadtrip durch Südafrika unterwegs. Wir alle kommen aus Deutschland und absolvieren bis August unseren Freiwilligendienst in Südafrika. Kennen gelernt haben wir uns auf einem Seminar in Kapstadt im September. Wir haben uns schnell an die Planung unserer Reise gemacht und die Aufgaben aufgeteilt: Dazu gehörte die Reservierung des Fahrzeuges, die Planung der Route, die Auswahl der Unterkünfte und die Buchung des Rückfluges.

Unsere Reiseroute, bei den unterstrichenen Orten haben wir übernachtet

Die Reise begann am 7. Dezember, als wir unseren gemieteten 7-Sitzer (Toyota Fortuner) abholten. Die Fahrten waren dementsprechend mit unserem Gepäck sehr kuschelig.


Unser erster Stopp war in Knysna, eine Stadt an der Ostküste Südafrikas am indischen Ozean. Die Natur und die Strände waren traumhaft schön. Auf dem Weg nach Port Elizabeth (von Südafrikanern nur PE genannt) haben wir noch einen Zwischenstopp im Robberg Nature Reserve eingelegt. Dort konnte man sehr gut an der Küste entlang wandern und Robben im Meer und auf Steinen beobachten.

Unsere Reisegruppe, in Knysna
Im Robberg Nature Reserve

Abends sind wir dann in PE angekommen. Da es sich um eine Hafenstadt handelt, gab es nicht viel, was man sich ansehen konnte. Beeindruckend waren die riesigen Wellen, die auf den errichteten Deich trafen und brachen.

Was mir auf meiner Reise an der Ostküste Südafrikas aufgefallen ist, wie unterschiedlich die Kultur sein kann. Außerdem fielen wir als Weiße oft stark auf.
Dabei ist mir vor allem Sofies und mein „Ausflug“ in den Supermarkt in der Nähe des Kruger Nationalparks im Gedächtnis geblieben: Zuerst hat uns eine Gruppe Jugendlicher gefragt, ob sie mit uns Fotos machen können. Anschließend kamen noch zwei Angestellte und wollten unsere Körbe für uns tragen. Zum Schluss wollte Sofie einen weiteren Mitarbeiter nach Frischkäse fragen und hat diesen nur mit „Sorry“ angesprochen. Der Mitarbeiter fand dies unhöflich und wollte, dass sie erst fragt, wie es ihm geht.  Wo wir in Deutschland oft in Gesprächen direkt zur Sache kommen, wird hier mehr Konversation erwartet.

Nach PE ging es dann wieder in die Natur, zum „Addo Elephant National Park“. Dort haben wir viele Elefanten, aber auch einen Büffel, Warzenschweine und einiges mehr gesichtet.



Nach zwei Tagen beim Addo fuhren wir 14 Stunden am Stück nach Durban. Wir haben eine etwas längere Strecke durchs Landesinnere gewählt statt die N2 an der Küste, da diese sehr gefährlich sein soll: Tiere können jeder Zeit über die Fahrbahn laufen und hier geschehen wohl öfters Überfälle auf Reisende.

Aber auch im Landesinneren haben wir am Straßenrand  Ziegen, Kühe, Esel oder Affen gesehen. Leider hatten wir zwischenzeitlich einen Platten, weshalb wir diesen in der Werkstatt wechseln haben lassen.


In Durban sind wir erst um Mitternacht im Backpacker angekommen. Den ersten Tag waren wir an der Strandpromenade, die sehr hübsch war. Abends haben wir zufälligerweise eine andere deutsche Gruppe kennen gelernt,  die auch aus Freiwilligen aus dem weltwärts-Programm bestand.

Am zweiten Tag sind wir in die Innenstadt zum Victoria Market. Dort werden alle möglichen Dinge an Ständen verkauft: Kleidung, Essen, Gewürze, SIM-Karten etc. Es war auch sehr viel los: Der Lärmpegel der Straßen wurde durch das ständige unnötige Hupen der Fahrzeuge noch mal ein weites Stück angehoben und auf dem Gehweg musste man sich an den Leuten vorbeiquetschen. Auch das Einparken war eine Herausforderung für sich. In Südafrika gibt es oft so genannte Parkwächter, die dir beim Einparken helfen und auf dein Auto aufpassen, wenn du unterwegs bist. Dafür bekommen diese Trinkgeld, der deren gesamten Lohn ausmacht

Wichtig zu wissen, wenn man Südafrika besucht: An der Tankstelle tankt man niemals selbst, sondern lässt tanken. Dem Tankwart gibt man dann Trinkgeld, da dies auch sein Gehalt darstellt.

So werden auch mehr Arbeitsplätze in Südafrika geschaffen. Die Arbeitslosenquote liegt hier mit 29% nämlich leider sehr hoch. Zum Vergleich: Die deutsche liegt momentan bei 3,1%

Danach ging es zum Krüger National Park. Auf den habe ich mich am meisten gefreut, und die Vorfreude hat sich auch gelohnt: Wir haben Giraffen, Elefanten, Nilpferde, Nashörner, einen Leoparden, Zebras, viele Impalas, Schildkröten, Büffel und Löwen  gesichtet. Vor allem die Sonnenuntergänge und –aufgänge waren wunderschön. Hier mussten wir wegen Mücken aufpassen, da in der Gegend des Krügers ein hohes Malaria Risiko existiert.




Nach dem Krüger sind wir zum Blyde River Canyon. Hier war es mit Abstand am heißesten: Schon nach 5 Minuten laufen im Freien hab ich mich verbrannt gefühlt. Hier sind wir nachmittags wandern gegangen und haben uns in einem Wasserloch in der Nähe des Flusses erfrischt.


Am 21.12. kamen wir an unserer Endhaltestelle an: Johannesburg (oder Joburg). Vor dieser Stadt wurden wir wegen der hohen Kriminalitätsrate schon im Vorhinein gewarnt. So wurde einer Mitfreiwilligen das Handy aus der Bauchtasche gestohlen, ohne dass diese etwas bemerkt hat. Für die so genannte „City of Gold“ war Joburg leider sehr verdreckt.

Rechtzeitig zu Weihnachten sind wir am 22.12. zurück nach Kapstadt geflogen. Alles in allem hatte ich wunderschöne zwei Wochen und eine Reise, an die ich mich immer erinnern werde.

Was wir auf den zwei Wochen stark zu spüren bekommen haben war „Load Shedding“ (übersetzt Lastreduzierung). Dabei wird Provinz für Provinz für einen gewissen Zeitraum der Strom abgestellt, bei uns waren es oft um die fünf Stunden am Tag. Eskom, der Energiekonzern Südafrikas, begründete das Load Shedding folgendermaßen: Die Kohlen seien durch den vielen Regen in den letzten Wochen nass geworden, wodurch nicht mehr so viel Energie gewonnen werden konnte.  Außerdem hat „Die Welt“ in einem Online Artikel erwähnt, dass weitere Gründe für „die Existenzkrise“ des Konzerns die vernachlässigte Wartung der Infrastruktur und der Maschinen sei. Da Eskom deshalb den Bedarf nicht mehr decken könne, kam es schließlich zum Load Shedding. Zum Glück gab es aber einen Eskom-Zeitplan, der regelte, wann in welchem Bezirk es zum Stromausfall kommt.


Auch wir haben bemerkt, dass die Wirtschaft von diesem Load Shedding betroffen war: In Port Elizabeth wollten wir in einem Restaurant essen gehen. Die Kellnerin erklärte uns nach der Bestellung der Getränke, dass nur die Burger (etwa ¼ der Speisekarte) zubereitet werden können, da für die restlichen Gerichte der nötige Strom fehlt.


Das waren einige Erfahrungen, die ich auf meiner zweiwöchigen Reise in Südafrika gesammelt habe. Ich habe wirklich viel erlebt und bin sehr dankbar dafür.


Bis zum nächsten Post,


Lucy





Abbruch meines Freiwilligendienstes wegen COVID-19

Hallo Leute, Ich kann es selber kaum glauben, aber diesen Post schreibe ich wieder aus Achim. Denn seit Sonntag den 22. März bin ich wi...