Mittwoch, 20. November 2019

Letzte Wochen bei M.U. und Gegensätze in Kapstadt


Hallo zusammen,

 

ist schon eine Weile her, seit ich das letzte Mal geschrieben habe. Nach dem Konzert und dem Basar ist es aber auch deutlich ruhiger bei Mothers Unite geworden.

 

Letzte Wochen bei Mothers Unite

 

Da im November alle Schüler ihre Arbeiten und Klausuren schreiben, haben wir in den letzen zwei Wochen nachmittags mit allen Kindern in einem Raum gelernt. Interessant finde ich, dass einige Kinder auf Englisch und andere auf Afrikaans unterrichtet werden. Afrikaans haben aber eher die Kinder mir beigebracht, als dass ich in dem Fach den Kindern geholfen habe ;) Die Kinder, die mit der Klausurenphase durch waren, haben Bücher aus der Mothers Unite Bücherei (vor-)gelesen. Alle Bücher von Mothers Unite sind Spenden, leider ist die Bücherei aufgrund des Dachschadens aber gerade für die Kinder geschlossen.


Beim Lernen in der EFAR


Letzte Woche habe ich zum ersten Mal die ECD (Early Child Development) Klasse am Morgen von 9 bis 12 Uhr übernommen. Vorher habe ich mir den Unterricht schon einige Male angeguckt und so die vier 5- uns 6-jährigen Kinder besser kennen gelernt.

Als ich die Klasse alleine übernommen habe, bin ich mit den Kindern die Buchstaben des Alphabets spielerisch durchgegangen, danach sollten sie die südafrikanische Flagge ausmalen und als letztes haben wir die Jahreszeiten geübt. Der Unterricht verlief auch entspannter als ich mir vorher vorgestellt habe. Es wurde jedoch chaotischer, als die Kinder die letzte halbe Stunde mit Knete spielten.

 

Außerdem haben Hanno und ich vor zwei Wochen einen neuen Auftrag bekommen: Wir sollten den neuen „Counseling Room“ kreativ bemalen. In dem dafür genutzten Container können die Kinder mit Lee-Anne, einer qualifizierten Beraterin, reden und so ihre Sorgen und Probleme loswerden. Deshalb ist es auch so wichtig, dass die Kinder sich dort wohl fühlen und der Realität für ein paar Minuten entfliehen können.

Hanno und ich haben uns dann für „Mario Bros“ entschieden und die Landschaft und die Charaktere auf die Wand gemalt. Wir haben viele Stunden in das Projekt investiert, was sich auch gelohnt hat.  Am Ende waren wir und auch die Mitarbeiter von Mothers Unite sehr zufrieden mit dem Ergebnis. J

 

Hanno und ich beim Anmalen


Das Ergebnis :-)

Gegensätze in Kapstadt

 

Dieses Mal möchte ich auch etwas von meinen Erlebnissen außerhalb Mothers Unite erzählen:

Letztes Wochenende haben Hanno und ich den Lions Head (ein Berg neben dem Tafelberg)

erklommen! Die Hitze hat uns vor allem am Anfang ziemlich zu schaffen gemacht. Jedoch hat sich die die Wanderung auf jeden Fall gelohnt, der Ausblick war wunderschön.



Sehr krass finde ich persönlich jedoch den Kontrast zwischen den Townships und den Touristengegenden. In Seawinds sieht man keine anderen Weißen, sehr wenige der Bewohner sind schwarz, doch die große Mehrheit sind „Coloureds“: So bezeichnet sich die Bevölkerungsgruppe in Südafrika mit einem gemischten ethnischem Erbe. Uns wurde erzählt, dass Weiße früher nur nach Seawinds kamen, um sich Drogen zu kaufen. In der Stadt und an der Waterfront sind jedoch sehr viele Europäer und man trifft dort auch häufig andere Deutsche. In diesen Gegenden ist es auch relativ sicher.

 

Im Gegensatz dazu ist in Seawinds, Lavender Hill, Capricorn und anderen Townships „Gangsterism“  nämlich leider immer noch sehr präsent. Unter den verschiedenen Gangs kommt es manchmal zu Auseinandersetzungen, die so sehr eskalieren, dass schließlich zu den Waffen gegriffen wird. Oft fangen die Fights damit an, dass eine Gang in das Gebiet einer anderen vordringt und beispielsweise dort versucht, Drogen zu verkaufen.

Das bekomme ich auch selber mit. So habe ich schon einige Male Schüsse von Mothers Unite oder meinem Zuhause aus gehört.

 

Die Ursache für diesen deutlichen Kontrast zwischen Touristengegenden und Townships in Kapstadt liegt unter anderem in der Geschichte Südafrikas: Von 1948 bis 1994 herrschte die Apartheids-Regierung in Südafrika. Das Wort „Apartheid“ kommt aus dem Afrikaans und bedeutet Trennung. Es bezeichnet die Jahrzehnte dauernde strikte Rassentrennung und systematische Unterdrückung der nicht weißen Bevölkerungsmehrheit von rund 41 Millionen Menschen durch 4 Millionen Weiße in Südafrika.

In Kapstadt wurde im Jahre 1966 die farbige Bevölkerung aus dem Stadtzentrum (District 6) in die Townships zwangs-umgesiedelt, um so eine rein weiße Gegend zu schaffen. Die Wohnbedingungen in den Townships waren meist schlecht, weshalb damals die Kriminalitätsrate stark anstieg.

In den 80er Jahren geriet die Apartheids-Regierung unter einen immer stärkeren Druck durch die nach Freiheit strebende schwarze Bevölkerung, angeführt durch Nelson Mandela. 1994 resultierte dies schließlich zum erfolgreichen Ende der Apartheid und Nelson Mandela wurde der erste schwarze Ministerpräsident Südafrikas.

Trotzdem hat seither in den Townships keine nennenswerte Vermischung stattgefunden und die Regierung ist auch nicht sonderlich bemüht, die Wohnsituation in diesen Wohngegenden zu verbessern, oder die Bandenkriminalität zu bekämpfen.

Die Bilder auf dieser Website zeigen realitätsgetreu, wie es beispielsweise in Lavender Hill aussieht: http://songstar.org/south_africa/lavender-hill01.html

 

Ab dem 7. Dezember bin ich dann unterwegs um die Ostküste Südafrikas mit Freunden zu erkunden, auf die Reise bin ich schon sehr gespannt! Der nächste Post wird dann wahrscheinlich zur Weihnachtszeit kommen. Die Zeit vergeht wirklich wie im Flug…

 

Ganz liebe Grüße aus Kapstadt,

 

Lucy

 

 

 

 

 

 

Montag, 4. November 2019

Mothers Unite Basar und Konzert


Hallo zusammen,
 
Dieses Wochenende haben endlich die beiden Ereignisse stattgefunden, auf die wir uns schon wochenlang vorbereiten: Der jährliche Mothers Unite Mini-Basar am 1. November (Freitag) und das jährliche Mothers Unite Konzert am 2. November (Samstag). Deshalb waren die letzten Wochen sehr anstrengend für meine Mitarbeiter bei und mich.  Der Grund für die Daten des Basars und des Konzerts war, dass die Einheimischen ihr Gehalt immer Ende des Monats erhalten. So konnten wir also sicher stellen, dass die Besucher Geld haben, um auch Essen, Getränke etc. einzukaufen.
 
Der Basar am 1. November war ein voller Erfolg. Um 7.30 Uhr haben wir uns beim Center getroffen, um alles aufzubauen. Es gab viele verschiedene Stände: für Spielzeug, Haushaltssachen und Deko, Kleidung und Schuhe, für Taschen und Schmuck, und auch für selbst genähte Strandmatten, Stofftaschen und Gardinen, bei denen ich beim Schneiden geholfen habe. Das Highlight des Basars war aber das Glücksrad, was wir selber bei Mothers Unite gebaut haben. Für dieses sind einige Mitarbeiter und ich am Tag vor dem Basar, Donnerstag, auch bis 22.10 Uhr bei Mothers Unite geblieben, da dieses noch angemalt und zusammengebaut werden musste.
 
Und zwar funktioniert das Glücksrad so: Es gibt 60 Abteile mit Nummern. Die Leute konnten sich Tickets kaufen, auf denen drei Nummern stehen.  Der Preis pro Ticket variierte zwischen 2 Rand und 6 Rand, je nach dem, wie viel der Gegenstand wert war, den man gewinnen konnte. Erst, als alle 20 Tickets verkauft wurden, wurde das Glücksrad gedreht und gewonnen hat die Person, auf dessen Zahl der Zeiger stehen geblieben ist. Vor allem die Kinder waren ganz begeistert von unserem Glücksrad. J
 
 
Außerdem habe ich Donnerstag noch geholfen, mit Aunty Shireen und Kimilla Kartoffeln für Pommes zu schälen. Denn auf dem Basar haben wir auch Essen und „Cooldrinks“ verkauft: „CurryBunny“, Vetkoeks (eins zu eins übersetzt „Fettkuchen“) mit Curry, für R10 (etwa 0,60€), „Hotchips“ für R5 (0,30€), Eis für R3 (0,20€) und Fruchtsalat für R1 (0,05€). Das hat sich vor allem für mich sehr günstig angehört, jedoch muss man bedenken, dass die Bewohner von Seawinds, Lavender Hill, etc. oftmals sehr viel weniger verdienen als wir in Deutschland. Beispielsweise verdient ein Friseur für einen Haarschnitt R15 (etwa 1€).
Deshalb wurden auch die „Flohmarktsachen“, die Mothers Unite gespendet bekommen hat, für wenig Geld angeboten. Die selbst genähten Sachen haben wir jedoch für höhere Preise verkauft, z.B. die Strandmatten für R150 (etwa 10€). Aber auch diese haben viele Leute gekauft, was mich sehr gefreut hat. Für diese saßen wir stundenlang im Nähraum von Mothers Unite.
 
Auf dem Basar war ich die meiste Zeit für das Tauschen von Geld in Coupons zuständig, da man an den Ständen nur mit diesen bezahlen konnte. Ihr könnt euch das so ähnlich wie auf einem Freimarkt vorstellen, bei dem man beim Autoscooter nur mit Chips fahren kann ;)
Dabei musste ich aufpassen, dass niemand der Besucher den Raum betritt, in dem das Geld und die Coupons aufbewahrt wurden. Dadurch, dass ich das Geld angenommen habe, wusste ich schon, dass wir an dem Tag viel Geld eingenommen haben. Am nächsten Tag auf dem Konzert hat unsere Projektleiterin Aunty Carol uns dann von einem Gewinn von über R4000 (ca. 280€) erzählt.
 
Dieser Betrag wird Mothers Unite auf jeden Fall helfen. Denn im Projekt fehlt das nötige Geld für Reparaturen von Dächern, von Kühlschränken, des Vans, aber auch für die Versorgung der Kinder mit Essen, WLAN und vieles mehr. Außerdem haben die sechs festen Mitarbeiter schon seit zwei Jahren kein Geld mehr erhalten. Zurzeit arbeiten wir mit den Mitteln, die uns zur Verfügung stehen, z.B. kochen wir das Essen für die Kinder und Mitarbeiter mit Lebensmittelspenden von Supermärkten und nähen aus gespendeten Stoffen.
 
Von den Vorbereitungen auf das Mothers Unite Konzert habe ich euch schon im letzten Post erzählt. Am vergangenen Samstag war es dann soweit: Die Kinder führten ihre Tänze und Theaterstücke auf, für die wir so lange geprobt haben. Um 13 Uhr haben wir uns beim Center getroffen. Die Stimmung war super, weil Südafrika an diesem Tag das Finale der Rugbyweltmeisterschaft gegen England gewonnen hat und so die „Springboks“, der Name der Rugby-Nationalmannschaft, zum dritten Mal den Pokal mit nach Hause brachten! Das Spiel habe ich mit meiner Gastmutter von 11 Uhr bis 12:30 Uhr im Fernsehen verfolgt. Ma Pinn hat am Ende des Spiels sogar vor Freude geweint.
 
Von 13 bis 14 Uhr habe ich dann meinen Kindern geholfen, sich umzuziehen, und wir haben die Halle vorbereitet, in der das Konzert stattfand und die gleich neben Mothers Unite liegt. Das Konzert war sehr schön, auch weil die Eltern und Verwandten den Kindern während ihrer Tänze zugejubelt haben. Jedoch gab es auch einige Probleme, vor allem mit der Musik und der Moderation, weshalb es zwischendurch auch etwas chaotisch wurde.
Trotzdem haben es alle Kinder mehr oder weniger gut hinbekommen, ihre Tänze etc. aufzuführen, und waren auch selber erleichtert, als das Konzert vorbei war.
Auch bei dem Konzert haben wir Geld eingenommen: Durch die Eintrittskarten (R35 für Erwachsene und R15 für Kinder) und durch den Verkauf von Snacks und Getränken.
 
Um etwa 17 Uhr war das Konzert dann zu Ende. Wir haben noch die Halle aufgeräumt und uns selber Essen und Trinken gestärkt, und um 18:15 Uhr sind wir dann nach Hause gegangen. Nach dieser anstrengenden Woche habe ich mich dann am Samstag auch einfach aufs Sofa gelegt und habe es genossen, nichts zu tun.
 

„Grade R and 1“ mit den Kostümen für "Under the Sea"
 


Das Schloss habe ich als Dekoration bei Mothers Unite gebastelt.

 
Die ECD Kinder mit Schildkrötenpanzern, die ich vorher gestaltet habe.
 
Viele Grüße aus Seawinds und bis bald!
 
Lucy
 
 

Abbruch meines Freiwilligendienstes wegen COVID-19

Hallo Leute, Ich kann es selber kaum glauben, aber diesen Post schreibe ich wieder aus Achim. Denn seit Sonntag den 22. März bin ich wi...