Donnerstag, 8. August 2019

Das Vorbereitungsseminar


Hi Leute,

Vom 11. bis 20. Juli war ich in Bonn auf dem 10-tägigen Vorbereitungsseminar der Kolping JGD. Von diesem möchte ich euch gerne berichten, vor allem von dem, was ich dort gelernt habe. 
Insgesamt waren mehr als 60 Freiwillige auf dem Seminar. Wir haben uns viel untereinander ausgetauscht: über das Projekt, in dem man aktiv sein werden wird, über das Visum, die persönliche Packliste, Vorfreuden, Sorgen und vieles mehr. Diese Gespräche waren sehr hilfreich für mich, auch, weil ich mich weniger allein mit meinen Problemen gefühlt habe. Denn die anderen Freiwilligen machen schließlich Ähnliches durch. 

Außerdem waren auf dem Seminar die Teamer der Kolping JGD, Vorfreiwillige, die bereits mit Kolping einen Frewilligendienst im Ausland gemacht haben, und sogar Mentoren anwesend. Dieses Jahr kamen Mentoren aus Malawi, Uganda, Ecuador, Thailand und Vietnam. Auch wenn niemand aus Südafrika da war, habe ich durch die Mentoren einiges über die anderen Länder erfahren. Mit den Teamern konnten die Freiwilligen noch sehr gut Organisatorisches klären und die Vorfreiwilligen haben uns einige Tipps für die Vorbereitung und für vor Ort mitgegeben, beispielsweise zur Kleidung. Vor allem die Vorfreiwillige aus dem Projekt "Mothers Unite" konnte uns schon einiges über Südafrika erzählen und hat so unsere Vorfreude vergrößert. 

Jeden Tag hatten wir von 9 Uhr bis etwa 20 Uhr (mit Pausen) Einheiten, die immer über andere Themen handelten. Hier habe ich die wichtigsten Dinge aufgelistet, die ich gelernt habe und die ich in meinen Freiwilligendienst mitnehmen möchte:
  • Privilegien: Als Deutsche haben wir viele Privilegien. Aber auch in anderen Bereichen wie Hautfarbe, Gesellschaftsschicht, Geschlecht, Sexuelle Orientierung, etc. können wir der privilegierten Gruppe angehören. Diesen Privilegien und der einhergehenden Macht und Verantwortung sollten wir uns bewusst werden. 
  • Selbstreflexion: Durch die Selbstbeobachtung des eigenen Verhaltens, der eigenen Gedanken und Gefühle kann man sich objektiv wahrnehmen und notwendige Verhaltensänderungen vornehmen.
  • Vertrauen: Während des Workshops "Erlebnispädagogik" sollten wir uns in Zweier-Gruppen zusammenfinden. Dabei hatte einer eine Augenbinde und ein T-Shirt bekommen, auf dem in etwa stand: "Ich brauche Hilfe. Bitte bringen Sie mich zum Rathaus". Der Partner hatte ein T-Shirt an, auf dem stand: "Bitte sprechen Sie mich nicht an. Ich bin zum dokumentieren da". Der mit der Augenbinde wurde "blind" an eine Stelle gestellt. Ab da an musste man darauf vertrauen, dass irgendwann jemand kam und dich an der Hand zum Rathaus führte. Zum Glück ist dies auch geschehen. Dabei haben wir gelernt, dass wir anfangs den Mentoren und Projektpartnern vor Ort vertrauen müssen, wenn diese uns "an die Hand nehmen", da wir uns dort erst fremd fühlen werden.
  • Sicherheit: Vor allem in Südafrika müssen wir immer aufmerksam sein, wenn wir rausgehen und auf die Ratschläge der Einheimischen vertrauen.
  • Regelunterschiede: In Südafrika wird es andere Regeln geben als in Deutschland, beispielsweise im Verhalten, beim Zeit-Begriff, bei der Kleidung, usw. Statt diese neuen Regeln zu ignorieren, sollten wir uns in Maßen diesen anpassen und die eigenen Regeln kontrollieren.
  • Vorurteile: Jeder Mensch hat Vorurteile. Diese sollte man schnell erkennen und versuchen, so weit wie möglich abzulegen. 
  • Höhen und Tiefen: Im Freiwilligendienst wird es schöne Zeiten, aber vielleicht auch Krisen geben. Während der Krisen kann die individuelle Energietorte helfen. In dieser stehen die Dinge und Aktivitäten, die uns wieder Energie geben.
  • Rassismus: Rassismus findet man überall: Wenn man bei Google-Bilder nach "Baby" sucht, bei dessen Suche man zuerst nur auf Bilder weißer Babys stößt, in Comics, bei Werbungen, bei Reden von Politikern, usw. Wichtig ist, dass wir sowas kritisch hinterfragen und darauf achten, selber keine rassistischen Äußerungen zu machen.
  • Selber aktiv werden: An einem Nachmittag waren wir in Fünfer-Gruppen zusammen in Bonn und sollten und selber Arbeit suchen, bei der wir anderen helfen können. Nach langer Suche hat unsere Gruppe letztendlich im Botanischen Garten helfen können. Hierbei haben wir gelernt, dass wir wahrscheinlich auch während unseres Freiwilligendienstes nach etwas suchen müssen, wo wir aktiv werden können.
  • Fair berichten: Vor allem bei diesem Blog muss ich darauf achten, dass ich für euch fair berichte. Ich hoffe sehr, dass mir das gelingt. :)
  • Persönliche Grenzen: Bei persönlichen Grenzübertretungen sollte man sich trauen "Stop" zu sagen; Dies kann man mit der Körpersprache verdeutlichen.
  • Globale Zusammenhänge: Man sollte die Kolonialisierungs-Geschichte im Hinterkopf behalten, und so z.B. auch den Begriff "Entwicklungsland" hinterfragen.
Soo...vielleicht hab ich ja jetzt auch jemanden zum Nachdenken angeregt ;)
Der nächste Post wird dann aus Südafrika kommen...Ich kann selbst noch nicht glauben, dass ich in weniger als zwei Wochen in Kapstadt sein werde.

Bis dann,
Lucy

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